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Dieses Jahr 2020 hatte es in sich

Die weltweite Pandemie, Lockdown/Lockup, der Wirtschaftseinbruch, ein Terroranschlag mitten in der Wiener Innenstadt (nur wenige hundert Meter von unserem Büro entfernt), eine wackelige Präsidentenwahl in Amerika.

Wir sind wohl alle müde und würden gerne zu unserer „alten Normalität“ zurückkehren. Ohne hier den Hobby-Epidemiologen spielen zu wollen: Ich fürchte, das wird noch einige Zeit dauern. Und somit stellt sich auch die Frage, wie es mit dem Immobilienmarkt weitergeht. Meine Antwort darauf hat sich im Laufe des letzten Dreivierteljahres nicht wesentlich geändert.

Wir wissen einstweilen, dass es auch am Immobilienmarkt Sieger und Verlierer in der Pandemie gibt. Genauso wie im Einzelhandel: Lebensmittel hui, Bekleidung pfui, um es auf den Punkt zu bringen.

Der Wohnimmobilienmarkt bleibt stabil. Jetzt können wir noch darüber philosophieren, ob sich Luxusimmobilien besser oder schlechter verkaufen, da gibt es unterschiedliche Auffassungen. Aber die durchschnittliche Wohnimmobilie gehört mit Sicherheit zu den Gewinnern der Krise.

Genauso wie sich einstweilen herauskristallisiert, dass die Speckgürtel rund um die Ballungszentren Krisengewinner sind. Der Drang ins Grüne, nach Luft, nach Erholung, nach mehr Lebensqualität ist größer denn je. Dabei wird es sich wohl um einen Trend handeln, der nicht so schnell umkehrbar ist. Ebenso wie sich der Einzelhandel nach den Lockdowns, mal ganz abgesehen vom Thema Onlinehandel, nicht mehr so leicht erholen wird.

Es gibt jedenfalls gute Gründe, warum das Produkt (Wohn-)Immobilie bei den Anlegern weiter hoch im Kurs bleiben wird.

Erstens: Die weltweite Liquidität von Investoren ist nicht weniger geworden, es gibt also genügend Kapital, das nach Anlage sucht.

Zweitens: Die vernünftigen und rentierlichen Alternativen halten sich in Grenzen. Auf der einen Seite gibt es etwa die Aktien und Rohstoffmärkte – wer gerne Rollercoaster fährt, ist hier sicher gut aufgehoben – und am anderen Ende der Skala die Flatliner (teilweise sogar mit Minuszinsen) Staatsanleihen. Da wirken ja im Vergleich zu den Immobilienrenditen von drei Prozent geradezu schlaraffisch.

Drittes Argument: Unsichere Zeiten haben immer den Drang nach Werterhalt und somit die Anlage in Sachwerten begünstigt.

Apropos unsichere Zeiten, für mich persönlich eine der markantesten Auswirkungen der Krise: Unsichere Zeiten bedingen wohl auch unsicheres Handeln. Wir merken in zunehmendem Maße, dass im Rahmen von Transaktionen erratische Entscheidungen getroffen werden, auf Käufer-, vor allem aber auf Verkäuferseite.

Die Häufung von Ankaufsfällen, die plötzlich abgebrochen werden („Habe es mir anders überlegt, will mein Haus jetzt doch nicht verkaufen“), oder die plötzliche Annahme von Drittangeboten kurz vor dem Notar-Termin – ich glaube, das hat mit Zeiten wie diesen zu tun.

Um mit dem goldenen Wiener Herzen zu sprechen: „Schleich dich endlich, Corona!“