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Es ist Pandemie, und keiner geht hin

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Ausspruch der 80er-Jahre: „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“ Ein etwas abgewandelter Spruch würde derzeit auf die Pandemie im Zusammenhang mit der Immobilienwirtschaft passen – oder zumindest mit den Wohnimmobilien: „Stell dir vor, es ist Pandemie, und keiner geht hin.“

Die Situation ist fast schon gespenstisch. Die Pandemie hat die gesamte Wirtschaft im Griff – mit der einen Ausnahme des Wohnungsmarkts. Der läuft in Deutschland (so wie wohl auch in Österreich) weiter, als sei nichts gewesen. Wer auf die Jahresendergebnisse im Immobilieninvestmentmarkt schaut, wird sich verwundert die Augen reiben. Hier sind Begriffe wie Lockdown, Pandemie oder Wirtschaftskrise weit weg. Die Immobilienmärkte eilen von einem Rekord zum nächsten.

Deutschland war abermals der mit Abstand größte Investmentmarkt – rund 40 Prozent des europäischen Gesamtvolumens entfielen auf deutsche Objekte. Zum ersten Mal seit 2013 haben Wohninvestments in Deutschland im Jahr 2020 wieder das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien übertroffen.

Die „Pandemielosigkeit bei Immobilien“ betrifft aber nicht nur Deutschland, sondern ist ein europaweites Phänomen. Laut eines aktuellen „Savills Spotlight“ waren Mehrfamilienhäuser mit einem Transaktionsvolumen von 46 Milliarden Euro im vergangenen Jahr das zweitstärkste Segment am europäischen Immobilienmarkt.

Die Nachfrage nach Wohnraum zeigt sich aber nicht nur in den großen Städten. In den letzten Monaten sind auch deren Umlandgebiete, vor allem aber Klein- und Mittelstädte immer beliebter geworden. Das hat einerseits mit der Pandemie zu tun, andererseits aber auch mit den steigenden Preisen in den Topmetropolen des Landes. Die Menschen weichen aus – dem Lockdown und den gestiegenen Kosten.

Aber was soll man sich über die enorme Nachfrage noch wundern? Die Renditenspanne für Mehrfamilienhäuser bleibt im Vergleich zum Negativzins weiterhin attraktiv, und vor allem handelt es sich um Sachwerte. Es ist zu erwarten, dass aufgrund der steigenden Unsicherheit, mit der wir es zu tun haben, in den kommenden Monaten noch mehr Geld in Immobilien fließen wird.

Stell dir vor, es ist Pandemie …